Außerschulische Bildung 2/2023

Benno Hafeneger: Was wir über Jugendliche wissen sollten

Eine Einführung in die Jugendforschung

Im Klappentext zu diesem im Taschenbuchformat erschienenen Buch ist die Rede davon, dass diese Buchreihe („Wochenschau Studium“) den veränderten Lehr- und Lernformen der Studierenden Rechnung trägt. Wir werden sehen, was das heißt.

Der Autor Benno Hafeneger, emeritierter Professor für Erziehungswissenschaften in Marburg hat sich nichts weniger vorgenommen als einen Überblick „über Jugenddebatten, das Generationenverhältnis, Jugendkulturen im Wandel zu bieten“. An diesem Anspruch muss er sich dann auch messen lassen.

Das Buch startet mit Verweis auf historische Fundstellen mit dem immer wiederkehrenden Phänomen, dass die Gesellschaft sich selbst darüber verständigen muss, wie sie die Jugend wahrnimmt. Historische Konstanten sind dabei ein gewisses Unverständnis bzw. ein durch alle Zeiten wiederkehrendes Aufstöhnen über die Ungezogenheit der Jugend. Wissenschaftliche Beschäftigung mit der Jugend beginnt für ihn mit Karl Mannheim und dessen Analysen der Generationsverhältnisse. Und damit ist schon eine sehr deutsche, eher geisteswissenschaftlich-sozialwissenschaftliche Begründung der folgenden Darstellung gelegt. Dementsprechend fehlen weitgehend soziologische Befunde, insbesondere die amerikanischen Forschungen zur Integration von Jugend in sich rasch verändernde Gesellschaften wie man sie bei Durkheim, Parsons, Eriksson oder aktueller Sennett findet. Auch das aktuell diskutierte Konzept von „Emerging Adulthood“ (eine eigenständige Phase zwischen Jugend und Erwachsensein) von J.J. Arnett taucht hier nicht auf. Im weiteren Argumentationsgang stehen demnach nicht Prozesse der Integration, Identitätsfindung und Individuierung im Vordergrund, sondern das, was die bundesrepublikanische Öffentlichkeit von Jugend wahrgenommen hat bzw. wahrnimmt. Durchaus ein löbliches Unterfangen.

Sehr aufschlussreich hingegen sind die Verweise in Richtung der politischen Systeme zu betrachten, wenn der Autor feststellt, dass man von „Jugend“ nur in Demokratien sprechen kann, in offenen Gesellschaften, die Suchbewegungen überhaupt zulässt. In der Auswahl der beispielhaft untersuchten Jugendbewegungen bieten vor allem die Ergebnisse über die Halbstarken der 50er Jahre sowie über eine recht sinnvolle Bewertung der Jugend in Zeiten von Corona wichtige Erkenntnisse. An dieser Stelle attestiert Hafeneger einigen Studien einen defizitären, individualisierenden Blick auf die Jugendlichen, ohne dass diese die besonderen Fähigkeiten der Jugendlichen im Umgang mit dieser einschneidenden Erfahrung überhaupt nur erwähnen. So interessant diese beiden Beispiele auch sind, so fehlt doch eine Begründung dafür, dass diese beispielhaft und exemplarisch für Jugendbewegungen stehen. Die problematische Begrenzung auf wenige Beispiele mag dem Format des Bachelorstudiums geschuldet sein, das sich damit mit seinen Verkürzungen in dieser Veröffentlichung widerspiegelt.