Herausforderungen und Chancen friedlicher Konfliktbearbeitung
Multiple Krisen, zunehmende Bedrohungsgefühle
„Noch lange kein Frieden“ lautet der Untertitel des diesjährigen Friedensgutachtens (BICC et al. 2023). Damit ist überwiegend, aber nicht nur der umfassende Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine gemeint, der nach Einschätzung der Verfasser*innen des Friedensgutachtens vermutlich noch einige Jahre dauern wird (vgl. ebd., S. 6); die Übersichten für den Zeitraum 2000 bis 2021 zum Thema „globale Konflikttrends 2021“ zeigen für die meisten Indikatoren von Gewaltkonflikten eine Zunahme (vgl. ebd. S. 44 ff.).
Die Klimakrise, die Corona-Pandemie und ihre noch nicht bewältigten Folgen, steigende Energie- und Lebensmittelpreise, die rapiden Veränderungen durch die digitale Transformation, stellen für viele Menschen im Globalen Süden und für einige in den Industrieländern eine existenzielle Bedrohung dar, für viele andere zumindest eine Bedrohung ihres oft mühsam erkämpften Lebensstandards. Diese Bedrohungssituationen müssen politisch ernst genommen werden, auch und gerade von denjenigen, die wohlhabend genug sind, um deutlich steigende Energie- und Lebensmittelpreise verkraften zu können, deren Arbeitsplätze sicher sind und die zumindest noch nicht von Naturkatastrophen bedroht sind, die durch die Klimakrise ausgelöst oder verschärft werden.