Als Direktorium der Bundesstiftung Gleichstellung ist es meinem Kollegen Dr. Arn Sauer und mir gemeinsam mit unserem Team ein Anliegen, gleichstellungspolitische Akteur*innen in ihrem Engagement zu unterstützen und zugleich die Breite der Gesellschaft mit unseren Informationen zu adressieren. Durch die Vermittlung von Daten und Wissen wollen wir zeigen: Ungleichheit und Diskriminierung sind keine individuellen, sondern strukturelle Probleme, die einer strukturellen Lösung bedürfen.
Damit dies erreicht werden kann, wollen wir Gleichstellungspolitik ins Zentrum der gesellschaftlichen Debatten bringen. Bei allen politischen Entscheidungen müssen die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Geschlechter berücksichtigt werden. Denn Menschen erleben ganz konkret in ihrem Alltag vor Ort, ob Entscheidungen gendersensibel getroffen wurden: bei der Planung von Spielplätzen, der Bezahlung am Arbeitsplatz, der Teilhabe im Vereinsvorstand oder der Gesundheitsversorgung in der Arztpraxis.
Uns ist es wichtig, die Bundesstiftung Gleichstellung als verlässliche Akteurin und Partnerin für gleichstellungspolitisches Wissen zu etablieren. Im Sinne des Subsidiaritätsprinzips ist es uns ein Anliegen, die Zivilgesellschaft durch solides Faktenwissen zum Thema Gleichstellung zu unterstützen, damit es ihr auf dieser Basis möglich ist, für ihre jeweiligen gleichstellungspolitischen Anliegen einzutreten. Zugleich gehört es auch zu unseren Aufgaben diejenigen in den Blick zu nehmen, die noch wenig mit Gleichstellungswissen in Berührung gekommen sind. Hier kommt die Subjektorientierung der politischen Bildung mit der Breite ihrer Adressat*innen, ihrer Themen und ihrer Angebote ins Spiel.
Wir wollen in der Bundesstiftung durch die Verbindung von Praxis und Wissenschaft, Erkenntnisse über die Kategorie „Geschlecht“ generieren, um asymmetrische Machtbeziehungen zwischen den Geschlechtern und strukturelle Diskriminierungen besser untersuchen zu können und aus dieser Analyse Lösungsansätze zu entwickeln. „Geschlecht“ als Kategorie in der politischen Bildung zu verorten, kann dabei eine Rolle spielen. Denn während in der außerschulischen politischen Bildung geschlechterreflektierende Beiträge zu finden sind, sucht man in der schulischen Politikdidaktik oft vergeblich nach systematischen Konzepten. Meine Erwartung ist, dass politischen Bildner*innen sich mit diesem Teil der menschlichen Identität und damit verbundenen Diskriminierungen auseinandersetzen und Geschlechterverhältnisse aus ihrer didaktischen Randständigkeit herausgelöst werden.
Warum das an Relevanz gewinnt, zeigt nicht zuletzt das Erstarken von Gruppierungen mit antifeministischen Botschaften. Antifeminismus reicht mittlerweile weit in die Mitte der Gesellschaft hinein. Die Träger der politischen Bildung sind nicht zuletzt deshalb für uns essentielle Partner*innen im Engagement für eine demokratische Gesellschaft, die sich gegen misogyne, homo- und transfeindliche Strukturen, Worte und Taten wehrt. In diesen Zeiten sind sie unverzichtbar für den Aufbau und Erhalt einer resilienten demokratischen Zivilgesellschaft.