Wiedersehen im Haus am Maiberg
Wo stehen die Stipendiat*innen heute? Welche Bedeutung hatte das Stipendium für den Berufsweg? Wie schätzen die Stipendiat*innen die Nachhaltigkeit des Programms ein? Und welche Perspektiven haben die Stipendiat*innen für Europa?
Genug Neugier um nachzufragen, dachte sich Titus Möllenbeck, Direktor des Hauses am Maiberg und selbst mehrmals als Betreuer im Programm tätig. Beim ersten Zoom-Call wurde klar, dass sich viele ein Wiedersehen nach langer Zeit wünschten. Es folgten weitere Zoom-Calls, ein Seminarprogramm und ein Finanzierungsplan wurden erstellt und schließlich ein Treffen mit 14 Personen im Haus am Maiberg in Heppenheim über vier Tage Ende August 2022 realisiert. Alumni aus Polen, Bulgarien, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Estland und Griechenland sowie aus Deutschland hatten sich angesagt, zwei kurzfristige Absagen wegen Corona haben alle bedauert.
Zum Start erinnerten die Alumni an die Projekte, die sie während des Stipendiums in ihrer Gastinstitution durchgeführt hatten und reflektierten die „Wirkungen“ ihres damaligen Tuns. Es wurde deutlich, dass die politische Bildung allen Teilnehmenden ein wichtiges Aktionsfeld – hauptberuflich oder ehrenamtlich – geblieben ist. Die Methoden, die sie im Rahmen ihres Stipendiums in Deutschland kennengelernt haben, werden z. T. bis heute von ihnen praktiziert. So ist einer der ganz wenigen zertifizierten Betzavta-Trainer in Ungarn Alumnus des Programms. Das Programm hat zudem das Selbstbewusstsein vieler gestärkt und nicht selten wichtige Weichen für berufliches Tun gestellt. Mancher wurde angestoßen, Verantwortung für das politische Leben in der Heimat zu übernehmen und immer wieder selbst Perspektiven für Europa zu entwickeln. Dass für alle die deutsche Sprache bestens vertraut ist, hat uns deutsche Programmverantwortliche erneut sehr beeindruckt.
Das Seminar in Heppenheim Ende August 2022 war vielseitig: Standortbestimmungen der Alumni und ein intensiver Erfahrungsaustausch, ergänzt um eine europaorientierte Zukunftswerkstatt. Dabei ging es u. a. um die Möglichkeiten, wie man gemeinsam Perspektiven für Europa, für die politische Bildung in den verschiedenen Ländern und für internationale Projekte entwickeln kann. Inspirationen wurden geweckt und Ideen befördert. Sehr beeindruckend war für alle der Besuch des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, das seit 1997 seinen Sitz in Heidelberg hat. Die Ausstellung selbst sowie die Diskussion mit dem wissenschaftlichen Referenten Andreas Pflock haben zu intensivem Austausch auch über die Situation der Sinti und Roma in den Heimatländern der Alumni geführt.
Auch wenn das Stipendiatenprogramm 2016 beendet wurde, so ist vieles sehr lebendig geblieben – nicht zuletzt der Wunsch, weiterhin im Austausch zu bleiben, voneinander bzw. miteinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren. Eine konkrete Perspektive wurde für 2023 entwickelt. Vielleicht wird es ja dann auch erneut zu einem Treffen bei einer der damaligen Gastinstitutionen kommen …!
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