Außerschulische Bildung 1/2020

Uneigennützig?

Unternehmensnahe Stiftungen als Förderer des gesellschaftlichen Zusammenhalts

Unternehmensnahe Stiftungen als Förderer politischer Bildung finden in der internen Fachdebatte wie auch im öffentlichen Diskurs wenig Beachtung. Ihr Engagement wächst und die drittmittelabhängige Bildungslandschaft freut sich über die Mittel der gemeinnützig anerkannten Stiftungen. Doch wie sind diese eigentlich mit Unternehmen und Unternehmensinteressen verbunden und kann sich diese Verbundenheit auf die inhaltliche Ausrichtung von Bildungsprogrammen auswirken? Der Beitrag gibt hierzu einen Überblick. von Anja Hirsch

Unternehmensnahe Stiftungen wollen politische Mündigkeit fördern

„Gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern“ und „sozial benachteiligte Jugendliche als Zielgruppe erreichen“ – zwei Dauerbrennerthemen der außerschulischen politischen Bildung und somit auch für unternehmensnahe Stiftungen, von denen einige mittlerweile zu etablierten Akteuren im Feld gehören. So hat beispielsweise die Bertelsmann Stiftung das Projekt „GEBe – Gesellschaftliches Engagement Benachteiligter in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit fördern“ (vgl. Sturzenhecker 2016) unterstützt. Das Engagement der Freudenberg Stiftung steht grundsätzlich im Zeichen der Förderung „strukturell benachteiligter Jugendlicher“ (Gerber 2006, S. 151 f.). Und auch die Robert Bosch Stiftung (RBS) legt einen ihrer Schwerpunkte in der politischen Bildung auf sogenannte „politikferne Zielgruppen“ (vgl. Schuster 2012) und richtet sich z. B. in dem Programm „Lernort Stadion“, das sie im Jahr 2010 gemeinsam mit der DFL Stiftung initiierte, an „sozial benachteiligte und bildungsferne Jugendliche“ (Robert Bosch Stiftung 2013, S. 4). Diese Stiftungen wollen dabei stets innovative Ansätze fördern (vgl. Hirsch 2019) und präsentieren sich als unabhängige, gemeinwohlorientierte Institutionen, die politische Mündigkeit fördern und ihren Beitrag zum Abbau sozialer Ungleichheit leisten wollen.

Das ist zunächst einmal ein interessanter Befund vor dem Hintergrund der Tatsache, dass diese Stiftungen mit Unternehmen verbunden sind, die systemlogisch treibende Kraft eines Wirtschaftssystems sind, das ungleiche gesellschaftliche Verhältnisse hervorbringt. Über die Stiftungen ist politikwissenschaftlich tatsächlich bisher auch wenig bekannt. So existieren keine Studien, die das Wirken unternehmensnaher Stiftungen in Deutschland systematisch-vergleichend in einem bestimmten Politik- oder Themenfeld untersuchen – somit auch nicht in der politischen Bildung. Für die schulische politische Bildung wird zwar schon länger ein „einseitiger ökonomischer Einfluss von Seiten großer Interessenverbände“, wie die der „Unternehmer- und Arbeitgeberverbände oder Bankenverbände“, erkannt (Lösch 2011, S. 18), in Hinblick auf das Feld der außerschulischen politischen Bildung finden aber die Strukturen, die weltanschauliche Gebundenheit und der wachsende Einfluss unternehmensnaher Stiftungen wenig Beachtung (vgl. Hirsch 2019, S. 33 ff.).