Der ländliche Raum als Lebens- und Erfahrungsraum in der modernen Gesellschaft
Ländliche Räume galten in Öffentlichkeit und Politik, aber z. T. auch in den Wissenschaften über lange Zeit als landwirtschaftlich geprägt, dünn besiedelt, strukturschwach, peripher gelegen und „abgehängt“. Demgegenüber seien die Städte, insbesondere die Metropolen und Metropolregionen, attraktiv und dynamisch in ökonomischer und demographischer Hinsicht. Daher gebe es ein Zentrum-Peripherie-Gefälle zwischen Stadt und Land, wobei letzteres durch Abwanderungen, Abbau von Arbeitsplätzen und den Rückzug des Staates immer weiter in eine Abwärtsspirale gerate. Dieses überaus schlichte Bild ist allerdings im Hinblick auf die ländlichen Räume Deutschlands falsch. Zwar wird in Politik, Medien und Öffentlichkeit, durchaus auch von politischen Vertretungen ländlicher Räume, diese stereotype Vorstellung des dauerhaft strukturschwachen und benachteiligten, daher auch föderbedürftigen ländlichen Raumes, vielfach gepflegt, aber: „Tatsächlich ist von einer ausgesprochenen Heterogenität ländlicher Räume auszugehen.“ (Mose 2018, S. 1324)
Zur Definition ländlicher Räume
Zwar ist – z. T. schon seit den 1970er-Jahren! – klar, dass hinsichtlich der Entwicklung der ländlichen Räume „eine große Spannbreite und Differenzierung zu beobachten ist“ (Reuber 2020, S. 49). Eine eindeutige Definition für die verschiedenen Typen ländlicher Räume, die rechtlich verbindlich wäre oder zumindest allen Statistiken zugrunde gelegt werden könnte, gibt es aber nicht. Mose (2018) hat die Vielfalt ländlicher Räume sehr anschaulich charakterisiert: