Außerschulische Bildung 4/2023

Von politischen Inhalten und deren Umsetzung

Geschlechtliche, sexuelle und romantische Vielfalt in der politischen Bildung

Geschlechtliche, sexuelle und romantische Vielfalt in der politischen Bildung ist als Thema so aktuell wie nie zuvor. Der Beitrag soll dieses Thema in den Kontext politischer Bildung einbetten, soll aufzeigen, wie Inhalte für verschiedene Zielgruppen aussehen können, welche Herausforderungen nach wie vor bestehen und welche Ansätze es für eine gelingende Praxis gibt. von Annika Garbers, Leo Lunkenheimer und Simon Merz

Aktualität geschlechtlicher, sexueller und romantischer Vielfalt

Themen rund um geschlechtliche, sexuelle und romantische Vielfalt Um im weiteren Verlauf des Beitrags nicht immer „geschlechtliche, sexuelle und romantische Vielfalt“ auszuschreiben, wird „queere Vielfalt“ synonym verwendet. Romantische Vielfalt weist auf die Vielzahl möglicher romantischer Orientierungen hin. Zu welchen Geschlechtern fühle ich mich emotional hingezogen? Hierbei ist die Gefühlsebene zwischenmenschlicher Beziehungen betont. haben in den letzten Jahren gesellschaftlich und politisch nicht an Relevanz verloren. Wegmarken rechtlicher Veränderungen in Deutschland stellen etwa die Eheschließung für gleichgeschlechtliche Partner*innenschaften (2018), das Verbot sogenannter Konversionstherapie (2020) oder das Gesetz zum Schutz von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung (2021) dar. Aktuelle politische Debatten drehen sich um die Erarbeitung des Selbstbestimmungsgesetzes, welches das seit den 1980er Jahren bestehende Transsexuellen-Gesetz (TSG) Vorschriften des TSG wurden vom BVerfG teilweise als verfassungswidrig eingestuft und für ungültig erklärt. Der Reformbedarf ist seit vielen Jahren bekannt, auch die Nutzung der Bezeichnung „transsexuell“ ist nicht mehr zeitgemäß. Bevorzugt wird etwa die Bezeichnung „transgeschlechtlich“ oder einfach „trans*“. ersetzen soll (Stand August 2023).

Wird die gesundheitliche Lage von LSBTIQ* Siehe zu den verschiedenen Begriffen und Abkürzungen die Hinweise auf Glossare in den „Tipps und Links zum Thema“ in dieser Ausgabe. betrachtet, zeigt sich jedoch deutlich, dass rechtliche Veränderungen nicht ausreichen und gesellschaftliche Bemühungen noch nicht am Ende sein können. Die psychische und physische Gesundheit queerer Menschen ist nach wie vor schlechter als bei der sogenannten heteronormativen Mehrheitsgesellschaft (vgl. Pöge et al. 2020). Das liegt jedoch nicht an der queeren Identität, sondern kann auf negative Erfahrungen in einer heteronormativ geprägten Gesellschaft zurückgeführt werden (vgl. Timmermanns et al. 2022). In vielen Lebensbereichen erfahren queere Menschen noch immer Diskriminierung: Ob in der Familie und Freizeit (vgl. Krell/Oldemeier 2017; 2018) oder bei der Arbeit (vgl. de Vries et al. 2020) und im Gesundheitswesen (vgl. Kasprowski et al. 2021). Die Erkenntnisse der Studien zu queeren Lebensweisen wirken zurück auf politisches Handeln und prägen Soziale Arbeit sowie Pädagogik, welche Ansätze der Antidiskriminierung unterstützen bzw. deren Konzepte in ihre Praxis aufnehmen (vgl. Timmermanns/Böhm 2020).