Gesellschaftliche Polarisierung, soziale Gerechtigkeit und die Eliten
Die Eliten sind seit der Finanzkrise 2008 massiv in die Kritik geraten. Dass für diese Krise vor allem ihre Entscheidungen verantwortlich waren, sie die enormen Folgekosten aber weitgehend auf die breite Bevölkerung haben abschieben können und von ihren Mitgliedern so gut wie niemand wirklich zur Verantwortung gezogen worden ist, hat für einen spürbaren Stimmungsumschwung in der Bevölkerung gesorgt. Zahlreiche individuelle Verfehlungen von Personen, die den Eliten angehören, kamen hinzu, vor allem im Zusammenhang mit Steuern (wie die umfangreiche Nutzung legaler, halblegaler oder auch illegaler Steuervermeidungsstrategien, direkte Steuerhinterziehungen oder die berüchtigten Cum-Ex-Geschäfte). All das zusammen hat ein Bild geformt, das wenig schmeichelhaft ausfällt. Die Eliten gelten immer mehr Menschen als abgehoben, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und ignorant (vgl. dazu Hartmann 2018).
Die Polarisierung der konkreten Lebenslagen
Entscheidend für das Denken und Verhalten der Eliten ist die Tatsache, dass ihre materiellen Lebensumstände sich ganz gravierend von denen der meisten anderen Menschen unterscheiden. Die Mitglieder der Eliten zählen so gut wie alle zum obersten Prozent der Einkommensbezieher*innen. Ob Topmanager*innen, Minister*innen, Staatsekretär*innen, hohe Ministerialbeamte oder Bundesrichter*innen, ja selbst Gewerkschaftsvorsitzende, sie kommen fast ausnahmslos auf Jahreseinkommen von über 150.000 Euro. Diese Summe markiert die Grenze zum obersten Prozent (vgl. Niehues/Stockhausen 2021, S. 1) und wird von den meisten mehr oder minder deutlich überschritten, am deutlichsten von der Wirtschaftselite mit Spitzenwerten von mehreren Millionen. Selbst wenn man die direkt unterhalb der Eliten angesiedelten Gruppen betrachtet, z. B. einfache Richter*innen an den Bundesgerichten oder einfache Bundestagsabgeordnete, verdienen diese durchweg noch über 10.000 Euro im Monat.